Wesen und
Charakter
Der Landseer ist ein
anhänglicher Hund, der immer für eine ordentliche Schmuseeinheit zu haben ist. Sein menschenbezogener Charakter sorgt für ein besonders harmonisches Zusammenleben innerhalb der Familie. Als Familien-
und Begleithund ist er somit geeignet. Nur bei Fremden kann er sich manchmal etwas reserviert zeigen. Seiner ehemaligen Funktion als Herdenschutzhund verdankt er seine außerordentliche Wachsamkeit
und die Fähigkeit, eigene Entscheidungen zu treffen. Durch diese Eigenschaften kann er auch hervorragend als Wasserrettungshund eingesetzt werden. Da ihm Aggressivität normalerweise völlig
fremd ist und die Rasse sich in der Regel als sehr lernfreudig zeigt, eignet sie sich hervorragend als Arbeitshund mit ausgeprägter Nervenstärke.
Der Landseer besticht durch hohe Intelligenz und das Vermögen eigenständig zu denken. Schon früher wurde von Landseer berichtet, die Schiffbrüchigen selbstständig zur Hilfe eilten. Aus diesem Grund
wird er auch heute noch gerne in der Wasser-Rettung eingesetzt. Allerdings verlangt sein autarker Charakter nach einer guten und souveränen Erziehung, die mit liebevoller Konsequenz
durchgeführt wird. Besonders bei Rüden muss darauf geachtet werden, dass diese sich nicht als die Rudelführer sehen.
Der Landseer als eigenständige Rasse ist vergleichsweise jung. Die Rasse entstand vor dem Hintergrund, dass
der weiß-schwarze Typ des Neufundländers Anfang des 20. Jahrhunderts in England immer mehr zurückgedrängt wurde und zu verschwinden drohte. Schweizer und deutsche Kynologen begannen auf der
Basis weiß-schwarzer Neufundländer aus England mit dem Aufbau einer eigenen Rasse, die sie – entsprechend der bereits verbreiteten Bezeichnung für diesen Farbschlag des Neufundländers – Landseer
nannten. 1960 erkannte die Fédération Cynologique Internationale den Landseer als eigenständige Rasse an. Der Name der Rasse beruht darauf, dass der Maler Edwin Landseer, einer der bekanntesten
englischen Tiermaler seiner Zeit, in seinen Gemälden und Zeichnungen um die Mitte des 19. Jahrhunderts weiß-schwarze Hunde bevorzugte, die in Großbritannien unter dem Namen Newfoundland Dog,
Neufundländer, bekannt waren. Die Vorliebe des Malers führte dazu, dass dieser Hund bald landläufig den Namen Landseer Dog bekam, ohne dass sich die offizielle Rassebezeichnung änderte. Der
unmittelbar feststellbare Ursprung der Rasse sind Hunde, die von britischen Fischern aus Neufundland nach England gebracht wurden. Es ist anzunehmen, dass der Ursprung dieser Hunde jedoch in Europa
lag, denn baskische Walfänger überwinterten lange vor den Briten im nördlichen Teil Neufundlands. Da es üblich war, auf Schiffen Hunde mit zu führen, ist es wahrscheinlich, dass diese Basken von
großen nordspanischen Hunden begleitet wurden, die im Frühjahr häufig zurückgelassen wurden. So sind die optischen Gemeinsamkeiten mit dem großen spanischen Pyrenäenhund Mastín del Pirineo teilweise
augenfällig. Möglicherweise haben der Neufundländer, der heutige Landseer und Pyrenäenberghunde Chien de Montagne des Pyrénées gemeinsame Vorfahren. In Großbritannien wurden die Hunde als
Newfoundland Dogs beliebte Hunde des englischen Adels und des Großbürgertums, mit denen man sich gerne schmückte. Die Zeichnungen Edwin Landseers steigerten ihre Bekanntheit weiter. 1886 wurde der
„Newfoundland Club“ in England gegründet, der sowohl den ursprünglichen weiß-schwarzen, als auch den seit etwa 1850 aufgetretenen schwarzen und rot-braunen Typ züchtete. Schon früh begann der Streit
um einen Standard zwischen den Befürwortern des schwarzen und den Anhängern der weiß-schwarz gefleckten Hunde. Die Befürworter des schwarzen Typs setzten sich durch und es wurde angestrebt, beide
Typen zu verschmelzen, worüber der ursprüngliche weiß-schwarze Typ immer weniger in Erscheinung trat und in England fast in Vergessenheit geriet. Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts begann die
Renaissance des weiß-schwarzen Landseers, als schweizerische und deutsche Kynologen und Züchter letzte noch zur Zucht verwendbare Tiere aus England holten und die kontinental-europäische Reinzucht
der Landseer aufbauten. Aufgrund der dominanten Vererbung der schwarzen Fellfarbe wurden zur Festigung des ursprünglichen weiß-schwarzen Charakters dabei auch Kuvasz sowie Pyrenäenberghunde als
homozygot-weiße Rassen eingekreuzt. Heute unterscheiden sich die beiden aus den Newfoundland Dogs hervorgegangenen Rassen Landseer und Neufundländer deutlich. Der Kopf des Landseers wirkt nicht so
massig, die Schnauze ist etwas länger und nicht so stumpf. Insgesamt ist er etwas größer und wirkt agiler als der Neufundländer. Der schwarzweiße Neufundländer verschwand nicht, es gibt ihn neben der
neu entstandenen Rasse Landseer auch weiterhin.